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Acoustic Guitar Weihe - Rhythm & Rudiments No.1

mehrfach auf Lager nach jahrelanger Vorbestellungsphase

Vorwort

Wozu eine DVD mit Buch über „Akustische Rhythmusgitarre“, sprich „Schrammelgitarre“? — Das kann doch jeder, oder?

Eben leider nicht! Genau das ist nämlich ein großer und weit verbreiteter Irrtum, der schon so manchen virtuosen Gitarren-Helden in peinliche Lagen gebracht hat. Tatsächlich haben die meisten E-Gitarristen damit sogar große Schwierigkeiten. Der Grund dafür ist schnell gefunden. Meistens wird total unterschätzt, wie die Feinmotorik, das Timing und die eigene Wahrnehmung trainiert werden müssen, um einen Groove auf der Akustikgitarre zu erzeugen. Also werden diese Dinge nicht trainiert. Und wenn es dann darauf ankommt, kann man das leider nicht kurz mal eben heimlich, panisch in der Proberaum-Ecke nachholen, weil es Monate oder Jahre dauern kann, bis ein einfacher Akustikgitarren-Rhythmus die anderen Bandmitglieder vom Hocker haut oder wirklich reif klingt. Dabei würden wir Gitarristen einen Drummer wahrscheinlich sofort für leicht gestört halten, wenn er grundsätzlich nur Doppel-Bassdrum- und komplizierte Snare-Rudiments üben, die HiHat dabei jahrelang ignorieren und glauben würde, dass das mit dem „coolen Groove“ dann schon von alleine klappt.

So kommt es dann, dass sich im Popkurs (Eventim-Popkurs an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg) zur Begrüßungs-Stunde jedes Jahr das gleiche Bild ergibt, wenn wir mit den neuen Gitarristinnen und Gitarristen im Kreis sitzen und eine Akustikgitarre herumreichen. Bei den meisten von ihnen klingt ein einfacher Rhythmus so, dass die anderen sich das Lachen kaum verkneifen können. Die- oder derjenige, der gerade dran ist, hört den Grund für die allgemeine Heiterkeit selber aber meistens nicht. Dabei sitzen dort lauter gute Gitarristen, von denen einige seit Jahren in Bands aller Stilistiken vom Rock, Pop über Punk und Metal bis Jazz spielen und andere bereits ihr Diplom als Jazz- oder Rockgitarrist in der Tasche haben. In der Runde gibt es dann aber auch ein paar, die selber singen und viele Songs schreiben, und bei denen klingt das Rhythmusgitarrenspiel dann oft schon sehr gut. Man kann es also durch Praxis und Übung lernen.

Wenn ich dann frage, warum diplomierte Gitarristinnen und Gitarristen das Rhythmusspielen nicht draufhaben, erfahre ich, dass die meisten Lehrerinnen und Lehrer an den diversen Hochschulen, Instituten oder Musikschulen sich ausgerechnet mit diesem Thema kaum bis gar nicht beschäftigen. Da ich aber aus meiner eigenen Praxis bei Studio-Sessions und live weiß, dass Akustikgitarren-Rhythmusspielen eine der grundlegenden, wichtigsten und meistgefragten Tätigkeiten eines Gitarristen ist, finde ich das schon fast berufsschädigend. Denn leider wurde schon so mancher aufstrebende Gitarrist wieder nach Hause geschickt, bevor er seine E-Gitarre überhaupt auspacken durfte, weil der Drummer zu dessen Akustikgitarren-Rhythmus nicht spielen konnte.

Die gute Nachricht ist allerdings, dass die Gitarristinnen und Gitarristen, deren Groove anfänglich für Heiterkeit sorgte, im Popkurs schnell ihr Rhythmusspiel verbessern konnten. Im Laufe der letzten 30 Jahre habe ich unter ihnen so viele verschiedene Persönlichkeiten mit individuellen Talenten und jeweils ganz eigenen Schwierigkeiten beim Rhythmusspielen kennen lernen dürfen, dass daraus ein Fundus an Übungen entstanden ist, die sich darin bewährt haben, diese Probleme zu beseitigen, einfach „wegzuüben“.

Als Detlef Kessler vom AMA Verlag mich fragte, ob ich eine Gitarrenschule schreiben wolle, dachte ich sofort an unsere jährliche Akustikgitarren-Runde, daran, wie die daraus entstandenen Übungen vielen Popkurslern geholfen haben zu sehr guten Rhythmus-Gitarristinnen und -Gitarristen zu werden und wie dieses Thema bisher vernachlässigt wurde. Die Idee für diese DVD war geboren! Damit möchte ich die Übungen einem größeren Kreis zugänglich machen. Mein Assistent und ich haben dazu viele der ehemaligen Studierenden interviewt und sie gefragt, welche der Übungen ihnen aus ihrer heutigen Sicht als Profi-Gitarristin oder -Gitarrist am meisten geholfen haben und welche davon unbedingt auf der DVD behandelt werden sollten. Diese Vorschläge haben wir gesammelt und ich stelle sie hier auf den vier DVDs in Form eines Gitarrenunterrichts vor, so wie ich ihn auch beim Popkurs halte.

Warum das Medium „DVD“?
Da ich ja immer wieder die Erfahrung mache, dass jeweils die Studentin oder der Student aus unserer Runde, der gerade spielt, seine Schwankungen und Fehler nicht bemerkt, war klar, dass ein Buch allein nicht helfen kann, die rhythmischen Probleme zu lösen. Der Leser würde dann zwar brav spielen, was da steht, könnte aber wahrscheinlich nicht wahrnehmen, ob er dabei schwankt, den Rhythmus verzieht, ihn ausdehnt oder staucht. Beim Unterricht im Popkurs hilft dagegen am meisten, wenn ich einen Beispiel-Groove spiele, die oder der Studierende diesen im Wechsel mit seinem eigenen Rhythmus hört und vergleicht, in hartnäckigen Fällen auf einer Aufnahme. Auf diese Weise schulen sie ihre Wahrnehmung, vor allem die Selbstwahrnehmung, und bekommen ein Gefühl für die Unterschiede und Nuancen. Gut, rein akustisch wäre das mit einer CD auch möglich gewesen und viele der besten Gitarristinnen und Gitarristen lernen ausschließlich nach Gehör. Aber bei vielen hakt der Groove, schon weil die Bewegungen nicht rundlaufen. Es ist nahezu unmöglich, die Bewegungsabläufe in ihrer Komplexität und Geschwindigkeit ausschließlich schriftlich zu erklären. Also haben wir uns entschlossen, sie auch optisch vorzuführen. Nicht nur die musikalischen Talente, sondern auch die für das Auffassen und Begreifen einer neuen Bewegung sind sehr verschieden verteilt. Einige Studierende lernen fast ausschließlich durch Imitation, während andere einen Bewegungsablauf besser begreifen, wenn sie ihn schriftlich erklärt in ihrem eigenen Tempo erarbeiten.
Einen Groove muss man aber in jedem Fall hören; Noten auf Papier können nicht grooven, weil das eine Sache des Körpers, des Gefühls und der feinen Nuancen ist. Und deswegen spiele ich alle Rhythmen auf den DVDs vor — ab Band 2 hauptsächlich zu einem Klick, damit du dazu spielen kannst und dein Spielen mit meinem vergleichen kannst. Zudem erkläre ich beim Spielen in den Videos oft die Übungen und die kleinen Änderungen. Weitergehende Erklärungen zu den Bewegungsabläufen findest du in diesem Buch zur Basis-DVD. Die Noten und Griffe für die Rhythmusbeispiele gibt es ebenfalls zum Erarbeiten in den Büchern. Es geht mit einem Griff pro Übung ganz einfach los und nach und nach kommen weitere hinzu.

Diese DVDs sollen die Ergänzung zu den gesammelten Songbooks dieser Welt sein. Ich spiele auf dieser DVD-Reihe keine bekannten Songs, aber in den Beispielen kommen viele Harmonie-Verbindungen vor, die in der Rock- und Popmusik Standards sind. In dieser Schule soll es nur um den Rhythmus, die Bewegungsabläufe des Wechselschlags, Basistechniken und in den weiterführenden DVDs zusätzlich um fortgeschrittene Techniken gehen.
Deswegen ist diese DVD eine Ergänzung und Basis für alle Songbooks, in denen der Rhythmus nicht vorgeführt und die dazugehörige Technik nicht erklärt wird.

Viele meiner ehemaligen Studentinnen und Studenten spielen inzwischen in bekannten, einige sogar in berühmten Bands, haben sich als Solokünstler mit ihren eigenen Songs durchsetzen können, sind Studiogitarristen für bekannte Acts, spielen als gefragte Tour-Gitarristen oder bei Musicals und bei allen gehört das akustische Rhythmusgitarrenspiel zum festen Repertoire. Ich wünsche den Lesern, dass sie mit ihrer Musik und ihrem Groove auch ihr Publikum erreichen und begeistern werden und vor allem jede Menge Spaß beim Spielen haben. Lasst euch Zeit. Der Rhythmus wird sich entwickeln, wenn ihr nur immer weiter locker und mit Spaß übt.

Inhalt

Vorwort
Über Band 1
Zum Umgang mit DVD und Buch
Hinweis zur Audioqualität auf den DVDs
Hinweis zum Intro-Rhythmus-Riff der DVD

Legende

Worum geht es?
01 Das Konzept der DVD-Reihe
02 12/8-Riff
03 16tel-Riff „Slow Funk“
04 Warum ist es so schwierig, die eigenen Timing-Schwankungen wahrzunehmen?
05 Beispiel: Boot — Laterne
06 16tel-Rhythmus
07 Kopf oder Muskeln — Was macht den Groove?
08 Fußperkussion
09 Zielvorstellung und Training
10 Die positive Lernspirale
11 Welche Talente sind gefordert?

Wie gestalte ich einen Groove?
Die Bausteine und typische Fehler
12 Einfacher Achtel-Groove
13 Welche Rudiments leiten sich daraus ab?
14 Die durchgehende Achtel-Ebene
15 Selektion der Saiten — tiefe oder hohe Saiten spielen?
16 Anschlagspausen
17 Akzente, Betonungen auf den „und“-Werten
18 Typische Fehler
19 Dynamik

Was mache ich falsch?
Mögliche Schwierigkeiten — Ursachen und Lösungen
20 Unregelmäßiger Anschlag
21 Laubsägehaltung — der steife Arm
22 Die Sitzposition
23 Die Größe der Gitarre und die Bewegungsfreiheit
24 Bewegung der Schlaghand I
25 Das Timing und der Sound der hohen und tiefen Saiten
26 Die Körperhaltung
27 Wie man seine Sitzposition findet
28 Die Bewegungsfreiheit der Arme — hängende Schultern oder aufrechter Sitz
29 Die Sitzhaltung
30 Das Vorschieben der Schulter
31 Lockerungsübung für die Schultern
32 Lockerungsübung für Arme und Hände
33 Verspannungen bei längeren Sessions vor dem Mikro

Wie kann ich üben?
34 Bewegung der Schlaghand II
35 Übung für das Handgelenk
36 Drehung des Unterarms
37 Halten des Plektrums
38 Kleine, feste oder große, weiche Plektren
39 Übung zur lockeren Haltung des Plektrums
40 Verschiedene Plektren — verschiedene Sounds
41 Schrägstellung des Plektrums, Anschlagsgeräusche

Mit anderen Worten
Die entspannte Haltung beim Üben
Schultern
Arm und Hand
Arm- und Handhaltung mit Gitarre
Der Aufbau einer lockeren Sitzhaltung
Die Position der Schlaghand im Sitzen
Die Handhaltung
Die Plektrumhaltung
Die Bewegungen von Arm und Hand
Übungen für die Bewegung der Schlaghand
Die Drehbewegung der Hand
Übungen für die Bewegung des Unterarms
Die Amplitude des Unterarms
Die Greifhand

Die Rudiments
42 Nutze ich den Sound meiner Gitarre voll aus?
43 Wie finde ich heraus, wie meine Gitarre klingen kann?
44 Selektion der Saiten
45 Anschlagspausen und Timing
46 Akzente und Timing
47 Alle merken‘s, nur ich nicht!
48 Wie geht es jetzt weiter?

Tipps zu Tempo, Klick und Lockerheit
49 Vorsicht: Überkonzentration
50 Wahl des Tempos
51 Betonungen zulassen — dann reduzieren
52 Anschlag — mittlere Lautstärke
53 Lockerheit beim Üben
54 Der innere Wächter vs. Kinder-Modus
55 Nicht alles auf einmal üben!
56 Das Spiel mit dem Klick
57 Was passiert, wenn ich mich fokussiere? — Eine Übung

Bonus
58 Story: Eine Woche G-Dur
59 Warum so eine einfache Gitarrenschule?
60 Warum ist die Akustikgitarre so wichtig für die Popmusik?
61 Der virtuelle Konkurrent
62 Der Gitarrist wird gefordert — von den Sängerinnen bis zu den Drummern
63 Anekdote: „Mach doch mal den Gitarristen leiser!“
64 James Jamerson vs. Computer
65 Verzahnen oder Stören — Spielen mit dem Drummer
66 Fluch oder Segen des Klicks

Stimmen der Leersaiten

Anhang
Intro-Rhythmus-Riff
12/8-Riff
16tel-Riff „Slow Funk“
16tel-Rhythmus
Danksagungen